An das Geschlecht derer „von Albig“ erinnert in Albig nichts außer
der Grabplatte des „Werner von Albig“ in der Liebfrauenkirche und es
gibt keine belastbare Erinnerung in der Gemeinde an dieses Geschlecht,
das den Namen des Dorfes trägt. Der Albiger Bürger Gerhard Schmidt hat
vor einiger Zeit, inspiriert durch die Grabplatte, einen Aufsatz über
diesen „Werner von Albig“ geschrieben, den ich dann auf der website der
Ortsgemeinde eingestellt habe (Leben in Albig>Geschichte>Werner
von Albig). In diesem Aufsatz finden sich Hinweise auf die weitere
Familie „von Albig“. Siehe Anlage
Hinweise auf
die Familie finden sich auch in der Liste der „Burgmann auf Burg und
Schloß Alzey“ und im „Regesta Imperii - Quellen zur Reichsgeschichte“.
In der Oppenheimer Reichsburgmannschaft wird ein „Werner von Albig“ als
Burgmann genannt. Dieser Status wird auch für Werners Sohn Gerhard
angenommen. Siehe Anlage
Das Thema „Familie von Albig“ ist jetzt aber erneut aktuell geworden. Die Alzeyer Nikolaikirche wird renoviert und die im Kircheninneren angebrachten Epitaphe (Grabplatten) der „Katherina von Albig“ und des „Johannes für Albig“ wurden ausgebaut und vor der Kirche gelagert. In dieser Phase bin auf die beiden Tafeln aufmerksam geworden und habe mich mit Pfarrerin Annette Stegmann um eine Verbringung in die Albiger Liebfrauenkirche bemüht. Von der oberen Kirchenbauleitung wurde das aus Gründen des Denkmalschutzes abgelehnt. Nun sind die beiden Grabplatten (1,25 m x 2,20 m x 0,22 m = 1,55 Tonnen Gewicht) an der Choraußenseite der Nikolaikirche angebracht und können von der Seite des Kardinal-Volk-Hauses aus besichtigt werden.
Die Daten zu Personen der Familie sind nicht alle exakt belegt und eine tiefgreifende und fundierte Nachforschung über das Geschlecht derer „von Albig wäre vonnöten. Auf den bis jetzt bekannt gewordenen Zeugnissen findet sich das oben abgebildete Wappen derer „von Albig“. Über Bedeutung und Farbgebung kann ich keine Aussagen treffen. Auch zu den weiteren abgebildeten Wappen ist mir keine Aussage möglich.
In
der Onlinerecherche bin ich auch auf die Nennung einer „Anna von Albig“
gestoßen, die um 1380 geboren, eine Tochter des „Heinrich von Albig“
und „Katharina von Winterbach“ sein soll. Näheres dazu ist derzeit nicht
bekannt. Adlige Grafen waren die „von Albig“ sicher nicht, auch wenn
Burggrafen bei der Nennung vorkommen. Im hohen Mittelalter konnten
gewählte oder ernannte Personen ein Grafenamt mit niederer richterlicher
Gewalt begleiten (z.B. wie bei Deichgraf ). Die Geschichte derer „ von
Albig“ ist noch aufzuarbeiten. Hinweise dazu werden gerne und dankbar
angenommen.
Günther Trautwein, im Dezember 2019
Aufstellungsort: Chor-Fensternische zum Kardinal-Volk-Haus
Untere linke Ecke - Schrift steht auf dem Kopf und nach oben umlaufend:
Katharina de Albich
Aus Semper Apertus
600 Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Längsseite rechts unten:
Johannes de Albich
Burggraf von Alzey und Stromberg
Längsseite rechts unten und rechts unten auf dem Kopf stehend:
Wernherus d. Albich
1379 -1410 Werner von Albig (Burgfgraf auf Stromberg)
12.12.1382 Henne von Albig
1432 -1442 Peter von Albig
1432/1442 Anselm von Albig
1436 -1471 Peter von Albig
17.5.1479 – 1490 Hartmann von Albig I
1504- vor 1544 Hartmann von Albig II
Burggraf von Alzey
+ 23. Mai 1440
(Gregorianischer Kalender)
Wie
die Alser (Alzeyer) ihren Volker von Alzey haben, haben die Albiger
Wernher von Albig und das, wie sich das für gute Christenmenschen
gehört, gleich 3-fach.
Der 1. Wernher von Albig der in den Urkunden auftaucht, war Burgmann und Schultheiß zu Oppenheim. Er starb um das Jahr 1302.
Für
seine hinterbliebene Witwe Elisabeth erstritt der Sohn Gerhard
(Burgmann auf der Stolzenfels), am 04. März 1309 eine Witwenrente von 2
Fuder Wein, etwa 2000 Liter.
3 Generationen später war ein
Urenkel, Wernher von Albig ich nenne ihn den II., Burggraf von Stromberg
und das 34 Jahre lang, von 1376 bis 1410.
Nicht nur, dass
dieser Herr über Lonsheim seit dem 03. September 1398 war, sondern
erhielt er darüber hinaus, gemeinsam mit seinen beiden Schwager, von
König Ruprecht I. am 28. Juni 1407 die Feste Kirkel im heutigen
Saarland, mit dem Amt, dem Tal darunter, den Dörfern, die dazu gehörten,
mit den Leuten, Vogteien, Gerichten, Gewalten, Feldern, Böden, Steuern,
Herbergen, Satzungen, Weihern, Wäldern, Wassern, Weiden und allen
anderen Rechten.
Wernher von Albig der II. war nachweislich
verheiratet und hatte Söhne. Ein Sohn davon dürfte, Wernher von Albig
gewesen sein, den ich den III. nenne. Er wurde, wie sein Vater zum
Burggrafen ernannt und erhielt die Burggrafschaft Alzey.
Das geschah vor 600 Jahren.
600 Jahre ist eine lange Zeit.
Wir
gehen zurück in das Jahr 1411. Albig bestand aus einer Kirche, mit
altem romanischen Turm und neuem eingewölbtem Haupthaus auf der Anhöhe.
In
Richtung der heutigen Wassergasse floss damals noch offen der Engbach
und wenige Häuser gruppierten sich beidseitig des Baches. Es gab keinen
Bahnhof und keine Autobahn. Das Land war durch den „Schwarzen Tod“, wie
man die Pest damals nannte, entvölkert. Es war der Beginn der „kleinen
Eiszeit“, die vom 15. bis zum 19. Jahrhundert andauerte und Hungersnöte
mit sich brachte. Aufstände führten dazu, dass das Rittertum,
zurückgedrängt und das Bürgertum gestärkt wurde.
Das Mittelalter neigte sich dem Ende zu.
In
Lothringen kam Jeanne d’Arc, die Jungfrau von Orléans zur Welt, die
heute bei den Katholiken und den Angelikanern als Heilige verehrt wird.
Johannes Gutenberg wuchs in Mainz, bzw. Eltville auf.
Jan
Hus musste Prag verlassen, nachdem er von Papst Johannes XXIII. gebannt
worden war, einem Papst, der Karriere als Pirat, gemacht hatte, der der
Wolllust frönte und eine Schande für die katholische Kirche war.
Über
500 Jahre nahm kein Papst mehr den beliebten Namen Johannes an, bis am
28. Oktober 1958, Kardinal Angelo Giuseppe Roncalli , als gewählter
neuer Papst bewusst diesen Namen wählte, um den unwürdigen Vorgänger
auszuradieren. Die Menschen liebten den aus einfachsten Verhältnissen
stammenden neuen Papst. Leider hatte Johannes XXIII. nur 5 Jahre, um als
erster Papst seit der Reformation ein Bewusstsein für Fragen der
Ökumene zu entwickeln und die Vergangenheit zu korrigieren.
Aber zurück zu unserem Wernher von Albig, dem Sohn, im Jahr 1411.
Geboren war Wernher um das Jahr 1370 und war jetzt im besten Mannesalter.
Gewiss ist, dass er 1440 starb und in der hiesigen Kirche seine letzte Ruhestätte fand.
Unser
Altbürgermeister Georg Herr berichtete, wie er als junger Bub in den
30er Jahren erleben durfte, dass bei Renovierungsarbeiten in der Kirche
das Grab des Wernher von Albig im Altarbereich gefunden wurde.
Die
noch gut erhaltene Grabplatte wollte man nicht entsogen und ließ sie in
die Nordwand der Kirche ein und da hängt sie noch heute.
Die Inschrift lautet
†
anno • d(omi)ni • M • CCCC • XL • die / quartadecima • mensis • Maii •
obiit • wernherus • / de • albich • armiger • / qu(on)da(m) •
burgg(ra)vi(us) • alzeie • cui(us) • a(n)i(m)a • requescat • i(n) • pace
• ame(n) •
Mein Versuch die Inschrift zu übersetzen,
scheiterte an Lesefehlern und den vielen Abkürzungen, die der Steinmetz
damals vornahm. So wandte ich mich per E-Mail an die Internetplattform
RegioNet in Mainz.
Frau Natalie Rau antwortete auf meine Anfrage und ließ die Inschrift von geschulten Mitarbeitern übersetzen. Sie lautet:
Im Jahr des Herrn 1440 am 14.Tag des Monats Mai starb Wernher von Albig, Edelknecht, einst Burggraf von Alzey.
Dessen Seele ruhe in Frieden Amen.
Was geschah aber vor 600 Jahren im Jahr 1411?
Trotz
Zollkrieg zwischen Frankfurt und Straßburg wurden 2.100.000 Liter
Elsässer Wein auf der Frankfurter Messe auf 120 Straßburger Schiffen
verkauft.
In Straßburg wurde eine Organisation der Bettler
gegründet, die der Organisation der Zünfte ähnelte. Es war keine Schande
zu betteln.
In Mainz bestanden die Patrizierfamilien auf ihre
Steuer- und Zollfreiheit und um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen,
verließen 117 Patrizierfamilien kurzfristig die Stadt, darunter auch die
Familie Gensfleisch, genannt Gutenberg und zog nach Eltville.
Unser
Wernher von Albig aber, hatte die Karriereleiter erklommen und den
Zenit seines Lebens erreicht, er wurde am 28. Oktober 1411 zum
Burggrafen von Alzey ernannt und 18 Jahre später, am 18. März 1429
abberufen bzw. aufs Altenteil geschickt.
Verdienste um die Stadt
Alzey hatte er sich wohl bereits im Jahr 1395 in seiner Zeit als 1.
Stadtschreiber von Alzey erworben. Er wohnte in Alzey in einem festen
Haus. Mit seiner Ernennung zum Burggrafen von Alzey , hatte er den
höchsten Beamtenstatus inne. Er unterstand direkt dem Landesherrn in
Heidelberg, Ludwig III. Kurfürst von der Pfalz, leitete militärische
Aufgaben, saß zu Gericht und war Projektleiter für bauliche Maßnahmen.
So
überließ ihm 1421 der Kurfürst den Ort Imsweiler bei Rockenhausen mit
der Auflage 400 Gulden in die Wasserburg zu investieren. Den
Verwendungsnach-weis über die verausgabten Gelder lieferte er erst in
seinem Ruhestand 10 Jahre später.
Eine interessante Parallele zum Leben und Tod des Wernher von Albig dem III., stellt die Glocke Osanna dar.
Gegossen
wurde sie in Oppenheim 1380 , wo die väterlichen Wurzeln unseres
Wernher lagen. Fast so lange wie Wernher III. lebte und so lang er nun
schon tot ist, tut sie in der Liebfrauenkirche zu Albig ihren Dienst
und läutet noch heute.