Albig gt.- In den Diskussionsrunden mit den Projektgruppen zur
Dorfmoderation wurde immer wieder die Notwendigkeit der Aufarbeitung und
Dokumentation von volkskundlichen Themen festgestellt. Diese Themen
berühren die gesamte Bevölkerung und bilden den Hintergrund von vielen
immerwährenden Gesprächen. Ortsbürgermeister Günther Trautwein hat jetzt
die Initiative ergriffen und die interessierte Bürgerschaft zur
Gründungsversammlung des „Albiger Erzählkreises“ eingeladen. Zwanzig
Bürgerinnen und Bürger waren nun dieser Einladung gefolgt.
Ortsbürgermeister
Trautwein führte in seiner Begrüßung aus, dass der Erzählkreis
unverzüglich seine Arbeit aufnehmen müsse, da noch viele Bürgerinnen und
Bürger als Zeitzeugen detaillierte Beiträge zur Volkskunde liefern und
Dokumente, wie alte Zeitungsberichte und Fotos eindeutig zugeordnet
werden können. Ziel sei es aber auch, über den Erzählkreis und die
behandelten Themen die Dorfgemeinschaft, das Zusammenleben und die
Zusammengehörigkeit zu fördern, d.h. die dörfliche Identität zu erhalten
und zu stärken. Um eine Vermischung mit Themen der Ortsgeschichte zu
vermeiden, bei denen die Nachweisbarkeit unabdingbar sei, werde im
Herbst dieses Jahres eine „Geschichtswerkstatt“ gegründet. Eine
gegenseitige Unterstützung beider Themenfelder sei jedoch erwünscht und
sollte dann aber frei von unbeglaubigten Aussagen und Behauptungen sein.
In einer regen Diskussionsrunde wurden dann folgende Themen und
Projekte aus vergangener Zeit mit volkskundlichem Hintergrund genannt:
Hausschlachtungen; Konservierung von Lebensmitteln, z.B. Sauerkraut,
Pökelfleisch; nachbarschaftliche Gemeinschaftsleitungen, wie Latwerge
kochen; Sammlung alter Koch- und Backrezepte; Kindergarten-, Schul- und
Arbeitsalltag; Verhältnis und Zusammenleben der Generationen;
Gegenüberstellung von Verrichtungen früher/heute, wie die Arbeit im Feld
und Wingert, Waschtag; Einsatz der Dreschmaschine; Gartenarbeit;
Feldschütz, Wingertschütz und Polizeidiener; Albiger Kerb,
Vereinsjubiläen, Festumzüge, Theateraufführungen und Fassennacht, aber
auch wichtige Ereignisse wie das Kriegsende 1945, Brände im Dorf, die
Flurbereinigungsverfahren; Autobahnbau oder die Einweihung des neuen
Kirchengeläuts nach dem Krieg und die Sammlung alter Dokumente,
Zeitungsartikel, Fotos und alter Begriffe und Worte.
Ortsbürgermeister
Trautwein wies aber auch darauf hin, dass es zur Aufrechterhaltung
eines hohen Anspruches an die Arbeitsergebnisse und zur Sicherstellung
der Nachhaltigkeit des Erzählkreises einer stringenten Organisation
bedürfe. In der Aussprache dazu erklärten sich Doris Schäfer und Gisela
Rauch bereit, den Erzählkreis künftig zu leiten und die Mitglieder zu
den Sitzungen einzuladen. Fertig gestellte Ausarbeitungen und
Dokumentationen wird die Gruppe dann der Öffentlichkeit präsentieren.
Nach
Fastnacht nimmt der Erzählkreis seine Arbeit auf. Die erste
Arbeitssitzung findet am Mittwoch, 16. März um 17 Uhr im Rathaus Albig
statt. Die Themen Hausschlachtung, Waschtag und Polizeidiener sollen
dabei behandelt und dokumentiert werden. Unterstützende Dokumente, wie
alte Fotografien, Zeitungsberichte und private Aufzeichnungen können
mitgebracht und in die Dokumentation eingearbeitet werden.
In seinem Schlusswort äußerte sich der Albiger Ortsbürgermeister sehr optimistisch über die künftige Arbeit des Erzählkreises. Die erforderlichen Diskussionen seien motiviert geführt worden und die Gruppe bilde einen guten Querschnitt der Bevölkerung. Auch sei es erstaunlich wie viel Vorarbeit einzelne Personen schon zu volkskundlichen Themen geleistet haben. Auf diese Vorarbeit könne in der Gruppe zurück gegriffen und aufgebaut werden. Bei allen Mitwirkenden bedankte sich Günther Trautwein im Namen der Dorfgemeinschaft, die sicher immer regen Anteil und großes Interesse an der Arbeit des „Albiger Erzählkreises“ zeigen werde.